Architekten sollten behindertengerecht planen

Die Möglichkeiten des barrierefreien Bauens werden nach Ansicht des Architekten Joachim Gottstein in der Architektur zu wenig beachtet. Bereits heute leben zwölf Millionen Behinderte in Deutschland, in 30 Jahren werden über 30 Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt sein, sagte Gottstein in der diakonischen Behinderteneinrichtung im hessischen Nieder-Ramstadt. Auf diese Herausforderung müsse die Architektur reagieren.

Dazu gehöre neben dem barrierefreien Baustil auch der integrative Gedanke. Die Behinderteneinrichtung auf der grünen Wiese sei nicht mehr zeitgemäß. Die Zukunft liege in Wohngemeinschaften mitten in der Stadt, in denen auch nicht Behinderte leben sollten. Der Lehrbeauftragte der Fachhochschule Mainz hatte seine Studenten beauftragt, eine Wohngruppe für 30 Behinderte zu planen.

Nach Einschätzung Gottsteins muss behindertengerechtes Bauen nicht teurer sein. In jedem Fall sei es billiger als eine spätere Nachrüstung. Viele ältere Menschen müssten ihre Eigenheime für viel Geld umbauen, wenn sie pflegebedürftig werden. Das könnten die Architekten bereits bei der Planung mitbedenken, sagte der Lehrbeauftragte.

Nachholbedarf gebe es auch beim Design. Zurzeit sehen viele Behinderten-Bäder aus wie im Krankenhaus, weil nur an die Funktionalität gedacht wird. Als Luxus bezeichnete der Student Axel Maurer die barrierefreien Wohnungen. Wegen der Rollstühle müssen zum Beispiel Dielen und Bäder viel großzügiger geplant werden. Die Wohnungen seien daher auch für Nichtbehinderte attraktiv.

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Marihuana ist in Kanada nun als Schmerzmittel erlaubt!

Chronisch Kranke benötigen jedoch Erlaubnis von Arzt und zwei ausgewählten Experten

Ottawa - Die kanadische Regierung wird demnächst Marihuana anbauen - in einem verlassenen Bergwerk unter der Prärie von Saskatchewan, aber nur für schwerkranke Menschen. Patienten mit Epilepsie, Multipler Sklerose oder bestimmten Formen von Muskelschwund dürfen die Droge benutzen, um ihre Schmerzen zu lindern. Ihnen soll auch helfen, dass Marihuana die Muskeln entspannt.

Chronisch kranke Menschen, die Marihuana als Medikament benutzen möchten, brauchen allerdings eine Erlaubnis von ihrem Arzt und zwei Experten, die die Regierung ernannt hat. In einzelnen Fällen dürfen Patienten die Hanfpflanze, aus der Marihuana hergestellt wird, selbst anpflanzen. Ansonsten sollen lizenzierte Firmen das Gewächs anbauen. Verboten bleibt in Kanada weiterhin die kommerzielle Herstellung und der Verkauf von Marihuana.

Die kanadische Ärztevereinigung hält den medizinischen Einsatz von Marihuana nicht für sinnvoll. Sie rät Patienten von dieser Behandlung ab. Es sei wissenschaftlich zu wenig erforscht, wie häufig und in welchen Mengen die Patienten den Stoff konsumieren sollten. Auch die Wirkung im Zusammenspiel mit anderen Medikamenten sei nicht ausreichend geklärt.

Ärzte, die Marihuana auch in Deutschland als Schmerzmittel verschreiben wollen, begrüßen die Entscheidung der kanadischen Regierung. Sie fordern seit Jahren, dass die deutsche Regierung die Droge für Schwerkranke freigibt. "Die illegale Einnahme von Marihuana bei starken Schmerzen könnte so verhindert werden", sagt Franjo Grotenhermen von der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin.

Menschen nutzten Heilmittel mit Cannabis seit Jahrtausenden. Dagegen sind die Möglichkeiten heute beschränkt, Marihuana medizinisch einzusetzen. Auch in Deutschland werden Hanf-Extrakte wegen ihrer Rauschwirkung nicht verschrieben. Allerdings verabreichen Ärzte die synthetische Variante des im Marihuana enthaltenen Tetrahydrocannabinol (THC) an Patienten mit chronischen Schmerzen. Krebspatienten verspüren dann auch größeren Appetit. Denn sie nehmen oft drastisch ab, wenn sie mit einer Chemotherapie behandelt werden.

Doch manche kritisieren die Legalisierung von Marihuana auch. Sie geben zu bedenken, dass die weiche Droge nicht unbedingt zu körperlicher Abhängigkeit führt, aber einen Einstieg in die Rauschgiftszene bewirken kann. "Marihuana als Medikament zuzulassen ist sinnvoll. Doch weil es eine psychische Abhängigkeit erzeugen kann, muss man es als Genußdroge verbieten", sagt Constanze Jacobowski von der Berliner Ärztekammer. MaMu

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Klinik für Neurologie behandelt jährlich 3000 MS Patienten

Lewenberg Wunderschöne Landschaft, imposante Gebäude und medizinisch ein Vorzeigestück: Seit gut 40 Jahren befindet sich die Klinik für Neurologie im Park der Carl-Flemming-Klinik auf dem Sachsenberg. Rund 3000 Patienten werden dort jährlich betreut - Tendenz steigend.

"Wir haben heute hier den Charme von klassizistischen Gebäuden, verbunden mit medizinischer Hightech", sagt Dr. Udo Bomplitz, Chefarzt der Klinik für Neurologie des Medizinischen Zentrums Schwerin. "Für mich eine sehr gelungene Synthese."

Ein Team von 18 Ärzten und 64 Pflegedienstmitarbeitern stellt sich heute täglich den Herausforderungen aller Erkrankungen des Nervensystems. Als der Chefarzt Udo Bomplitz die Klinik vor 14 Jahren übernahm, gehörte sie noch zur damaligen Nervenklinik und betreute jährlich rund 1000 Patienten. Inzwischen gibt es dreimal so viele - mit steigender Tendenz.

Moderne Zimmer
für 96 Patienten

Von 1992 bis 1998 wurde die Klinik für Neurologie umfassend saniert. Knapp 40 Millionen Mark an Investitionen flossen in das denkmalgeschützte Haus. Heute stehen für 96 Patienten hochmodern ausgestattete Zimmer bereit. "Unsere Klinik ist bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit ungewöhnlich breit strukturiert", sagt Bomplitz. "Seit 1975 haben wir in der Neurologie zwölf Betten für die Intensivtherapie zur Verfügung. Hier behandeln wir alle schweren Erkrankungen des Nervensystems. Dazu gehören besonders schwere Schlaganfälle, Entzündungen in Gehirn und Rückenmark."

Die am häufigsten behandelten Krankheiten auf dem Gebiet der klinischen Neurologie sind Hirndurchblutungsstörungen, wie beispielsweise der Apoplex - Schlaganfall. Jährlich werden 800 bis 900 Apoplektiker in der Klinik behandelt. "Ein Schlaganfall kann ganz unterschiedliche Auslöser haben", erklärt Udo Bomplitz. "15 Prozent treten in Folge von Herzerkrankungen auf, andere auf Grund von Gefäßverengungen oder Verschlüssen der großen Halsarterie oder der direkten Hirngefäße. Hinzu kommen Hirnblutungen, die durch Bluthochdruck ausgelöst wurden." Neben Bluthochdruck zählen Nikotin, Alkohol, Diabetis zu den häufigsten Ursachen von Schlaganfällen.

Rund 15000 Untersuchungen werden jährlich in der neurophysiologischen Funktionsabteilung durchgeführt, davon unter anderem 5000 EEGs (Elektroenzephalogramme) zum Messen von Hirnströmen. In Sachen Diagnostik hat die Klinik für Neurologie laut ihrem Chefarzt "Universitätsniveau". "Wir sind rund um die Uhr auf absolut alle Krankheitsfälle vorbereitet", sagt Bomplitz.

Ein Spezialgebiet ist das Schlaflabor

Ein Schwerpunkt der Klinik ist das Schlaflabor. Seit 1991 werden Patienten aus ganz Deutschland sowie aus den Niederlanden und aus Österreich betreut. "Hier erstellen wir die Diagnose aller Schlafstörungen, die nicht mit dem Schnarchen zu tun haben.", erklärt der Chefarzt. Als weiteres Spezialgebiet der Klinik gilt die Multiple Sklerose. Hier behandeln die Ärzte rund 200 Patienten im Jahr. "Bis vor kurzem galt die Multiple Sklerose als wenig beeinflussbar", sagt Dr. Udo Bomplitz. "Heute ist die Krankheit zwar immer noch nicht heilbar, aber das Immunsystem können wir besser beeinflussen und damit auch den Krankheitsverlauf wesentlich günstiger gestalten." max

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