Die
Haltung der Öffentlichkeit zu physisch eingeschränkten
Menschen und ihrer Sexualität |
Allgemeine Benachteiligungen, die
funktionell und intellektuell eingeschränkte Menschen in unserer
Gesellschaft erfahren, sind auch auf dem Gebiet der Sexualität zu
finden. Ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche werden von der Öffentlichkeit
einfach außer acht gelassen, ignoriert oder schlichtweg geleugnet.
So beurteilen viele nicht eingeschränkte Menschen motorisch beeinträchtigte
Menschen als asexuelle Wesen. Laut ALLPORT (1958) kann sich diese
negative Einstellung nicht beeinträchtigter Menschen zur Sexualität
physisch eingeschränkter Menschen in einer self-fulfilling-prophecy
(Selbsterfüllende Prophezeiung) auswirken.
Wir merken hierzu an, daß der Grund weshalb sich
motorisch beeinträchtigte Menschen oftmals in ihrer Sexualität
begrenzt fühlen, ist, weil bestimmte Erwartungen und Beschränkungen
nicht beeinträchtigter Menschen und die damit verbundene Fixierung
auf den Genitalsex verinnerlicht werden.
Die Einstellung nicht eingeschränkter Menschen zur Sexualität
physisch beeinträchtigter Menschen wirkt sich also gravierender auf
das Selbstbild aus, als die motorische Einschränkung an sich. Das
Selbstbild steht für alle soziale Bedeutungen, die sich jemand selbst
zuschreibt, sich selbst bewertet und seinen eigenen Körper erlebt.
Dieses verinnerlichte Fremdbild kann sich laut SCHMEICHEL (1972) auch
auf weitere Sach- und Sozialverhaltensweisen (wie z. B. das Kaschieren
der Behinderung) ausweiten. Nach der Meinung von WERNER (1976) können
ein negatives Selbstbild und die daraus resultierenden unangemessenen
Verhaltensweisen, die benutzt werden, um sich in der Gruppe zu
behaupten, sich häufig einschränkend und hemmend auf die Integration
auswirken und rufen wiederum Minderwertigkeitsgefühle hervor.
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