Die sexuelle Erziehung und Entwicklung physisch eingeschränkter Kinder und Jugendlicher


Um eine positive sexuelle Entwicklung zu nehmen und auch um als Erwachsener eine problemfreie Sexualität ausleben zu können, benötigt jedes Kind und jeder Heranwachsende irgendeine Form von Sexualerziehung.

Diese sollte bezogen auf physisch eingeschränkte Kinder oder Jugendliche nicht nur dieselbe wie die ihrer nicht beeinträchtigten Altersgenossen sein, sondern noch weiterführender, um den Hindernissen, die sich speziell motorisch eingeschränkten Kindern und Jugendlichen in ihrer sexuellen Entwicklung stellen entgegenzuwirken.

Denn das Gelingen einer positiven Sexualerziehung physisch beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher hängt von einigen Faktoren ab, wie z. B. der Einstellung und dem Umgang von Eltern, Lehrern, Betreuern ect. gegenüber der Sexualität und sexuellen Beziehungen physisch eingeschränkter Menschen. Sie bedingen nicht nur entscheidend die Selbstbewertung des motorisch beeinträchtigten Kindes oder Jugendlichen, sondern auch seinen eigenen Umgang mit Sexualität und Partnerschaft.

Übersicht

 

Die Selbstbewertung physisch eingeschränkter Jugendlichen, seine Ansicht zu Sexualität und Partnerschaft

Diese negative Einstellung der Umwelt (Eltern, Schule, Heime ect.) zur Sexualität physisch und intellektueller Menschen kann laut SCHNEIDER (1976) für die Gesamtpersönlichkeit des motorisch eingeschränkten Kind oder Jugendlichen sein. Besonders Institutionen können neben der Familie/den Eltern hemmend auf die sexuelle Entwicklung wirken. Viele physisch eingeschränkte Kinder und Jugendliche haben deshalb keine oder eine mangelhafte Sexualerziehung, die sie nicht aufklärt und ihre Sexualität missachtet.

So ist die Umwelt bemüht physisch oder intellektuell eingeschränkte Menschen getrennt von ihren sexuellen Bedürfnissen zu sehen (siehe auch 2.).

Die Folge für die Selbstbewertung motorisch beeinträchtigter Kinder oder Jugendlicher ist nach der Meinung von NORDQUIST (1975), dass es sich selbst nicht als sexuelles Wesen betrachtet und somit seine sexuelle Entwicklung häufig erschwerter verläuft, als bei seinen nicht eingeschränkten Altersgenossen.

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Sehr früh spürt auch ein physisch eingeschränktes Kind, dass es nicht selbst, sondern seine Beeinträchtigung im Vordergrund steht. Regelmäßig wird der Körper bei ärztlichen Untersuchungen berührt, auch Regionen, die später zu den erogenen Zonen gehören.

Das hat eine Enterotisierung und Entsexualisierung des eigenen Körpers zu Folge.

Ein eigenes Körpergefühl kann dadurch kaum entstehen.

Erschwert wird die Pubertätsphase dann noch mehr, wenn dem physisch eingeschränkten Jugendlichen ein Freundeskreis fehlt, die bei Problemlösungen sehr behilflich sein kann.

Doch auch wenn ein motorisch eingeschränkter Jugendlicher in einem Freundeskreis integriert ist, erfährt er die zunehmende Gewichtung körperlicher Attraktivität. Für einen physisch beeinträchtigten Jugendlichen kann laut SCHNITTIGER (1983) die Erfahrung, dass er aufgrund seiner körperlichen Einschränkung diesen Normvorgaben nicht genügt und seine Beobachtung von ersten Paarbeziehungen bedeuten, dass er sich entweder zurückzieht, eine niedrigere Selbsteinschätzung und eventuell Depressionen bekommt oder bemüht ist besonders im sexuellen Bereich Erfahrungen zu sammeln, ohne dass dies seinen wahren emotionalen Bedürfnissen entsprechen muss.

Probleme in der sexuellen Entwicklung und Pubertät von physisch eingeschränkten Kindern und Jugendlichen entstehen also weniger wegen der motorischen Beeinträchtigung, sondern hauptsächlich bei der Überwindung sozialer Barrieren. Ästhetische und rollenspezifische Normvorgaben wirken sich besonders hemmend aus.

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