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Leipziger entdecken neue genetische Ursache für Kleinwuchs Leipzig (dpa) - Forscher der Universität Leipzig haben einen genetischen Auslöser für Kleinwuchs entdeckt. Der Rezeptor für einen Wachstumsfaktor sei bei den Kindern verändert, sagte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Wieland Kiess, am Montag der dpa. Die Rezeptoren funktionierten Kiess zufolge wie ein Schloss für die Schlüsselhormone des Wachstums. Seien diese Stellen defekt, könne die Botschaft zum Wachsen nicht weitertransportiert werden. Der Insulin ähnliche Wachstumsfaktors IGF-I können dann nicht mehr richtig an den Rezeptor andocken und seine Wirkung entfalten. Dies sei Ursache für vor- und nachgeburtliche Wachstumsstörungen. Eine Mutation des Gens für den so genannten IGF-I-Rezeptor hemme so das Wachstum der Kinder. Die im «New England Journal of Medicine» veröffentlichte Entdeckung ist seiner Meinung nach Basis für die weitere Erforschung zahlreicher, noch unbekannter Faktoren der Kleinwüchsigkeit. Durch die Entdeckung erhoffen sich die Leipziger Wissenschaftler weiteren Aufschluss über die Ursachen von zu geringem wie auch überschießendem Wachstum. Etwa zehn Prozent der Kinder, die schon im Mutterleib Wachstumsstörungen haben, bleiben auch später zu klein. In vielen Fällen sei die Ursache unklar, so dass eine Therapie bislang häufig erfolglos bliebe. «Schon allein auf Grund der mit Kleinwuchs verbundenen gesundheitlichen und sozialen Probleme, muss die Forschung in diesem Bereich schnell und wirksam vorangetrieben werden - trotz Haushaltssperren und immer knapper werdenden Budgets», sagte Kiess. |
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Ämter müssen Behinderten entgegenkommen Berlin (dpa) - Für die Gleichstellung Behinderter im Umgang mit Bundesbehörden traten am 24. Juli drei entsprechende Rechtsverordnungen zum Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft. Hör- und sprachbehinderte Menschen haben damit nun das Recht, im Verwaltungsverfahren mit Bundesbehörden in Gebärdensprache zu kommunizieren. Dies geht aus einer Mitteilung des Bundesarbeitsministeriums in Berlin hervor. Dies bedeutet, dass die Betroffenen sich auch der Hilfe von Gebärdendolmetschern bedienen können. Blinde oder sehbehinderte Menschen haben Anspruch darauf, dass Dokumente für sie wahrnehmbar sind. Mit dem In-Kraft-Treten der Rechtsverordnungen rückt das Ziel, dass behinderte Menschen am gesellschaftlichen Leben gleichberechtigt teilhaben sollen, nach Überzeugung des Ministeriums «ein weiteres Stück näher». |
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Behinderter kann Haushaltshilfe absetzen Würzburg
(dpa/gms) - Ein schwerbehinderter Steuerzahler kann jährlich bis zu 924
Euro (1807,19 Mark) für die Beschäftigung einer Haushaltshilfe als außergewöhnliche
Belastung von der Steuer absetzen. Darauf weist das Institut für
Wirtschaftspublizistik (IWW) in Würzburg hin. Das gilt
nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) auch für
hauswirtschaftliche Arbeiten des Lebensgefährten, der mit dem
Behinderten in einer eheähnlichen Gemeinschaft lebt (Az.: III R 36/95). |
Pflegeversicherung bald ein Pflegefall?CDU-Experte: Beitragssatz wird auf zwei Prozent steigenBerlin Hängt die Pflegeversicherung bald selbst am Tropf? Trotz Milliardenpolsters sieht Unions-Sozialexperte Andreas Storm die Situation als ziemlich dramatisch an. Von Christoph Slangen Seine Prognose: Bereits in der nächsten Legislaturperiode müsse der Beitragssatz auf zwei Prozent steigen, bis 2040 auf vier Prozent. Fraktionskollege Ulf Fink, einer der Väter des Blümschen Systems, mit dem der Gang zum Sozialamt verhindert werden sollte, ist inzwischen ernüchtert: "Es läuft nicht so gut, wie wir uns das gedacht haben". Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat in einer Drei-Zeilen-Passage ihrer Eckpunkte zur Gesundheitsreform mit der Einstimmung auf steigende Beiträge begonnen: Gegebenenfalls muss davon ausgegangen werden, dass der Beitragssatz von 1,7 Prozent nicht ausreicht. Die Begründung liefert ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, nach dem Versicherte mit Kindern weniger Beiträge zahlen sollen. Übernimmt nicht der Finanzminister aus dem Steuersäckel diesen Familienrabatt, müssen Ledige verstärkt zur Kasse gebeten werden. Beschlossen sind neue Leistungen für Demenzkranke, ab Januar 2002 werden jährlich 500 Millionen Mark dafür fällig. "Das ist im Rahmen der Einnahmen verkraftbar", heißt es im Gesundheitsministerium. Immerhin: Eine Rücklage von zehn Milliarden hat die Pflegeversicherung noch. Doch der Überschuss stammt aus der Gründungsphase, in der Beiträge fällig wurden, Leistungen aber erst mit Verzögerung gewährt wurden. "Das schmilzt wie Eis in der Sonne", ist sich Storm sicher. Bei Einführung der Versicherung war man von 1,65 Millionen Pflegebedürftigen ausgegangen. 1,272 Millionen bezogen aber zur Jahresmitte ambulante Leistungen, 573 000 stationäre. Weil die Pflegesätze nicht erhöht werden, die Kosten aber steigen, müssen zudem immer mehr Menschen in Heimen neben der Pflegeversicherung noch auf eigene Rücklagen oder eben Sozialhilfe zurückgreifen. "Es gibt kaum noch Heime, wo die Leistungen der Pflegeversicherung in Stufe III auch nur die Hälfte der Kosten deckt", klagt Storm. Eine Dynamisierung wäre deshalb dringend geboten. Doch eine zehnprozentige Erhöhung der eingefrorenen Sätze kostete bereits 3,2 Milliarden Mark oder umgerechnet 0,2 Beitragssatzpunkte. |
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Kinderlähmung: 'Die meisten tun so, als ob sie nichts hätten' Hannover (AP) Eigentlich gilt die Kinderlähmung in Deutschland als ausgerottet. Doch rund 20.000 Menschen in Deutschland sind von dem so genannten Post-Polio-Syndrom (PPS) betroffen, wie Professor Adolf Windorfer, Leiter des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes (NLGA) in Hannover, anlässlich des Welt-Polio Tages am 28. Oktober berichtet. An diesem Syndrom können Menschen erkranken, die ein Mal in ihren Leben eine Kinderlähmung durchlebt haben, die so genannte Poliomyelitis. Das NLGA koordiniert in Deutschland federführend die Kampagne der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur weltweiten Ausrottung der Kinderlähmung. Seit etwa zehn Jahren ist das PPS bekannt. Typische Symptome der fortschreitenden Krankheit sind besonders ständige Müdigkeit, Gelenk- oder Muskelschmerzen und eine zunehmende Muskelschwäche. «Vor der Entdeckung des Syndroms hatten manche vermutet, dass die Betroffenen nur simulieren», sagt Windorfer. Der Muskelschwund könne jedoch gemessen werden. «PPS kann etwa 20 bis 30 Jahre nach der Kinderlähmung auftreten», sagt Windorfer. Warum nur ein Teil der 60.000 noch lebenden Polio-Patienten an PPS leidet, ist jedoch unklar. Wegen der unspezifischen Symptome ist PPS nicht so leicht auf den ersten Blick zu erkennen. Suchen Betroffene beim Arzt Hilfe, wird bei der Diagnose nur selten an das Syndrom gedacht. Auch die Betroffenen verdrängen zu oft ihre gesundheitlichen Beschwerden. «Die meisten tun so, als ob sie nichts hätten», berichtet Gerhard Wohlmutheder vom Vorstand der Polio Initiative Europa, einem Selbsthilfeverband. Wohlmutheder hatte sich 1954 mit vier Jahren mit dem Polio-Virus infiziert und war an Kinderlähmung erkrankt. «Nach fast einem Jahr Krankenhausaufenthalt musste ich wieder neu laufen lernen», berichtet sie. Mittlerweile leidet die 51-Jährige auch am PPS. «Das Arbeiten ist mir von Jahr zu Jahr schwerer gefallen. und ich war dauernd müde», schildert sie. Heute ist sie ständig auf Medikamente gegen die Müdigkeit angewiesen. Bei größeren Wegstrecken muss sie auf den Rollstuhl zurückgreifen. Die genaue Ursache von PPS ist noch nicht geklärt. «Wahrscheinlich sind aber die Nerven bei PPS überfordert worden», sagt Windorfer. Denn bei der Kinderlähmung könne ein Großteil der Nervenbahnen zerstört werden. Die übrig gebliebenen Nerven würden dann über die Jahre überbeansprucht. PPS-Patienten sollen sich daher vor allem körperlich schonen. Nur im Bett liegen sei aber auch falsch. Denn auch dann verliere man Muskelmasse. Eine Heilung gibt es beim PPS nach Angaben der Experten derzeit nicht. «Am Ende der Krankengeschichte steht dann oft der Rollstuhl», sagt Windorfer. Die einzelnen Symptome sind beim PPS individuell unterschiedlich. Einige Patienten leiden unter Dauerschmerzen. Da viele Standardschmerzmittel den Magen oder Leber und Niere schädigen können, versuchen Betroffene auf schonendere, cannabishaltige Schmerzmittel auszuweichen. Diese sind jedoch sehr teuer. Gesundheit & Service «Die meisten tun so, als ob sie nichts hätten» Die Zahl der Polio-Fälle selbst ist seit 1962 dank Impfkampagnen wie «Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam» in Deutschland auf Null gesenkt werden. Der letzte Fall einer in der Bundesrepublik erworbenen Kinderlähmung wurde 1990 registriert. Der Infektionsweg bei der Kinderlähmung verläuft oral-fäkal. Infizierte Personen können das Polio-Virus bis zu drei Wochen über den Stuhl ausscheiden, einige immungeschwächte Menschen sogar über Jahre. Nicht jeder Polio-Infizierte wird aber automatisch gelähmt. Nur bei maximal ein Prozent aller Patienten wandern die Viren in das Zentrale Nervensystem und lösen die gefürchteten schlaffen Lähmungen aus. Alle anderen Personen entwickeln entweder keine Symptome oder in seltenen Fällen Fieber, Rückenschmerzen und Muskelverkrampfungen. Um das nur beim Menschen vorkommende Polio-Virus weltweit auszurotten, ist es jedoch notwendig, dass jeder sich impfen lässt. «Dies gilt vor allem, wenn, wie in Deutschland, ein Totimpfstoff verwendet wird», sagt Windorfer. Denn im Gegensatz zu einer Schluckimpfung mit einem abgeschwächten Lebendvirus besteht bei einem Totimpfstoff der Schutz nur bei der geimpften Person. Bei dem früher in Deutschland verwendeten Lebendimpfstoff konnte dagegen das ungefährlich gemachte Virus auch an andere Personen weitergegeben werden. «Das war dann die indirekte Impfung der Toilettengemeinschaft», sagt Windorfer. Denn nicht jeder wasche sich nach dem Toilettengang regelmäßig die Hände. |