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Anspruch auf Pflegegeld erlischt nicht guz KASSEL, 11. Februar. Wer vor
der Einführung der Pflegeversicherung von der Krankenkasse Pflegegeld
bekommen hat, hat weiterhin Anspruch auf Leistungen, und zwar von der
Pflegekasse. Dieser Bestandsschutz gilt nach einem jetzt veröffentlichten
Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) auch dann, wenn die Betroffenen
die Voraussetzungen der Pflegeversicherung eigentlich nicht erfüllen.
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Kleinwüchsigkeit und ihre Hürden Der Bundesverband deutscher Kleinwüchsiger agiert seit Jahren aus BremenVon Corinna
Laubach In der Ecke steht dezent ein kleiner Hocker, weit und breit ist kein hoher Schrank zu sehen, Bilder hängen ein wenig tiefer als in gewohnter Augenhöhe. Ansonsten ist es ein ganz normales Büro, in dem Karl-Heinz Klingebiel und Kristin Landwehr Bremer empfangen, die bei ihnen Rat und Hilfe suchen - beim Bundesverband Kleinwüchsiger Menschen und ihre Familien e.V. am Hillmannplatz. Aus der eigenen familiären Situation heraus hat Klingebiel offiziell 1988 den Verband ins Leben gerufen, doch bereits einige Jahre zuvor hat der Vater eines Sohnes mit Knochendisplasie eine erste Selbsthilfegruppe gegründet - "auch, weil es sehr schlechte Informationen und Beratung seitens der Ärzte gab". Da Klingebiel sich nicht diesem Nichtwissen hingeben wollte, wurde er selber aktiv. "Im Verband sehen wir das Thema Kleinwuchs sehr umfassend." Neben der wichtigen medizinischen Seite wird hier vor allem auf psychosoziale Betreuung Wert gelegt. Bundesweit gibt es gut 100.000 Kleinwüchsige - "in Bremen sind es etwa 700", so Klingebiels Schätzung.Und ihn ärgert, dass "Kleinwuchs eine nicht beachtete Krankheit oder Behinderung" in den Augen der Öffentlichkeit ist. "Da wird dann einfach gesagt, der ist etwas zu klein." Eine hilflose Aussage, die auch heute noch von vielen Ärzten werdenden Müttern mitgeteilt wird, wenn feststeht, dass das Kind kleinwüchsig sein wird. "Und da sind wir eine Sammelstelle aller Erfahrungen", so Klingebiel, der gemeinsam mit seiner kleinwüchsigen Kollegin Landwehr oft auch Mut machen muss. "Aber darüber weinen und jammern nützt ja nichts", sagt er pragmatisch. Als kleinwüchsig gilt, wer als Erwachsener zwischen 80 und 150 Zentimetern misst. Im Alltagsleben kommen viele Hürden wie Türgriffe, Lichtschalter, Telefonzellen oder Fenstergriffe auf sie zu. Zusätzlich zu dem Problem, dass "Kleinwüchsige oft das Gefühl haben, auf Menschen zugehen zu müssen, um Berührungsängste abzubauen". Klingebiel einfacher Rat an alle Normalgroßen: "Wir müssen uns an das Bild in der Stadt mehr gewöhnen, über Unsicherheiten und Ängste miteinander sprechen und vielleicht auch einfach mal unsere Fantasie anstrengen, wie wir es allen leichter machen können." Jahrelang hat der Verband beispielsweise für Niederflurbusse oder Fahrstühle im Bahnhof gekämpft, "die nicht nur den Kleinwüchsigen zu Gute kommen". Zumindest auf dem medizinischen Sektor hat die Hilflosigkeit seit Jahren ein Ende. Neben einem kompetenten Kleinwuchszentrum in Mainz, finden Betroffene in Bremen beispielsweise im Zentralkrankenhaus Bremen-Nord oder in der Professor-Hess-Kinderklinik Unterstützung. "Wir haben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit", freut sich Klingebiel. In Kürze veranstaltet der Verband sein drittes medizinisches Seminar für Ärzte in Bremen - "und über diesen Austausch können wir auch nur miteinander voneinander lernen." |
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Häusliche Pflege wird Altenheime ablösen Pflegebedürftige Senioren werden sich nach Ansicht von Meinungsforschern künftig noch häufiger als bisher zuhause pflegen lassen. Das klassische Altenheim wird langfristig verschwinden, sagte Wilhelm Haumann vom Institut für Demoskopie Allensbach. Die Menschen seien heute stärker in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis verwurzelt als in den vergangenen Jahrzehnten. In diesem gewohnten Umfeld wollen sie auch im Alter bleiben, sagte Haumann weiter. Zusammen mit Institutsgründerin Elisabeth Noelle-Neumann hat Haumann die Studie Pflege und Dienstleistungen für Senioren im neuen Jahrhundert erarbeitet. Diese Untersuchung wurde im Auftrag der Stuttgarter Paul-Lempp-Stiftung erstellt und soll an diesem Freitag in der Landeshauptstadt vorgestellt werden. Befragt wurden insgesamt 2000 Menschen über 16 Jahren. Nur 17 Prozent der Befragten gaben an, im Alter in einem Seniorenheim leben zu wollen. 42 Prozent ziehen es laut Studie vor, auch im Pflegefall in der eigenen Wohnung zu bleiben. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) würde bei den eigenen Kindern oder anderen Verwandten leben. Jeder siebte kann sich sogar vorstellen eine Wohngemeinschaft mit anderen Senioren zu gründen. Vergleichszahlen werden in der Studie nicht genannt. Wenn die Leute im Alter daheim bleiben wollen, werden allerdings verstärkt Dienstleistungen notwendig, warnte Haumann. Vor allem Haushaltshilfen, Behördengänge und Gartenarbeiten seien gefragt. Nach jüngeren Untersuchungen sind rund fünf Millionen Menschen, zu drei Vierteln Frauen über 45 Jahre, bereit, diese Arbeiten freiwillig zu übernehmen. In erster Linie ist der Staat gefordert, die Bedingungen zu schaffen, damit dieses Potenzial auch ausgeschöpft wird, meinte Haumann. Beispielsweise müssten Beratungsstellen geschaffen werden, bei denen sich Freiwillige melden könnten. Wünschenswert sei auch eine stärkere Vernetzung von Ärzten, Pflegern und Freiwilligen, ein virtuelles Altenheim, wie Haumann es nennt. In einem solchen Netz könnten sich alte Menschen die Dienstleistungen holen, die sie jeweils benötigen. Ein entsprechender Modellversuch laufe zurzeit in Nürnberg |